Die Kraft unserer Urteile und Gedanken

Kennst du das? Du willst Nein sagen, aber da ist eine innere Stimme, die dich zweifeln lässt. In meiner Trainerausbildung zur Gewaltfreien Kommunikation haben wir uns genau mit diesem Thema auseinandergesetzt: Warum fällt es manchen von uns oft so schwer, ein NEIN auszusprechen oder zu unserer Entscheidung zu stehen?

Wir haben einen Selbst-Klärungs-Prozess entwickelt, der uns hilft, diesen Herausforderungen auf den Grund zu gehen. Ein zentraler Punkt dabei: die Kraft unserer eigenen Gedanken und Urteile.

Gedanken und Urteile würdigen

Oft neigen wir dazu, unsere Gedanken und Urteile zu unterdrücken. Vielleicht denkst du:

Diese Gedanken können uns ins Zweifeln bringen und uns regelrecht an uns selbst nagen lassen. Begleitet werden sie häufig von Gefühlen wie Trauer, Schuld, Scham oder Ärger. Doch was passiert, wenn wir diese Gedanken und Gefühle unterdrücken? Sie bleiben in uns, werden intensiver und beginnen, uns zu dominieren.

Das kann Folgen haben wie:

Der erste Schritt: Anerkennung

Eine der für mich erhellendsten Erkenntnisse aus diesem Wochenende war, dass es nicht nur okay, sondern notwendig ist, diese Urteile und Gedanken bewusst wahrzunehmen. Sie wollen gesehen und gehört werden – genauso wie unsere Gefühle. Es gibt einen guten Grund, warum wir so denken, warum diese Urteile entstehen. Und genau hier beginnt der Prozess: bei der Anerkennung.

Warum Anerkennung so wichtig ist

Indem wir unsere Gedanken zulassen und würdigen, geben wir uns selbst Raum. Wir schaffen Klarheit darüber, was in uns vorgeht, und können so besser verstehen, warum uns ein Nein manchmal so schwerfällt. Wenn wir diesen Raum nicht schaffen, handeln wir oft aus einem inneren Konflikt heraus – und das fühlt sich selten stimmig an.

Ein Beispiel aus der Praxis

Stell dir vor, du wirst gefragt, ob du zusätzlich zu deinen Aufgaben ein Projekt übernehmen kannst. Dein erster Impuls sagt Nein, weil dein Terminkalender bereits prall gefüllt ist. Doch dann kommen die Gedanken:

Wenn du diese Gedanken ignorierst, sagst du möglicherweise Ja – obwohl du tief in dir weißt, dass es dich überfordern wird. Lässt du die Gedanken jedoch zu, kannst du sie hinterfragen und verstehen. Vielleicht stellst du fest, dass dein Nein ein Akt der Selbstfürsorge ist und dass es Möglichkeiten gibt, dein Nein klar und empathisch zu kommunizieren.

Fazit: Deine Gedanken sind der Schlüssel zu neuen Wegen

Unsere Gedanken und Urteile sind oft der Schlüssel, um Zugang zu unseren tieferliegenden Bedürfnissen zu finden. Was auf den ersten Blick negativ erscheint – diese Zweifel, die innere Kritik – birgt die Chance, genauer hinzuschauen: Was genau steckt dahinter? Was ist mir wirklich wichtig? Wenn wir diese Gedanken nicht nur akzeptieren, sondern als Wegweiser nutzen, können wir einen neuen Raum eröffnen.

In diesem Raum kann sich der Fokus verschieben: Weg von „So darf ich nicht denken“ hin zu „Was könnte ich noch tun?“. Indem wir unsere Bedürfnisse erkennen, können wir in die Selbstoffenbarung gehen, für uns einstehen und Verbindungen aufbauen – sei es zu uns selbst oder zu anderen.

Das ermöglicht Gespräche, die Konflikten neue Sichtweisen entgegensetzen und uns helfen, kreative Strategien zu entwickeln. Vielleicht finden wir dadurch Lösungen, die uns vorher nicht bewusst waren. Denn oft führt der Weg, der bei einem scheinbar schwierigen Gedanken beginnt, zu einer stärkeren Klarheit und einer neuen Freiheit, die wir vorher nicht für möglich gehalten hätten.

Je mehr wir üben, unsere Gedanken und Urteile anzunehmen, desto leichter wird es, nicht nur Nein zu sagen, sondern Ja zu uns selbst – und gemeinsam mit anderen neue Wege zu entdecken.

 „Was andere tun, mag der Auslöser unserer Gefühle sein, aber niemals die Ursache.“ - Marshall B. Rosenberg

Sicherlich hast du schon einmal erlebt, dass dich eine bestimmte Äußerung oder Handlung eines Menschen richtig getroffen hat. Vielleicht hast du gedacht: „Das hat mich jetzt echt verletzt!“ Und irgendwo im Kopf schwingt vielleicht mit: „Das war ihre/seine Schuld!“ oder sogar:  „Du bist schuld daran, dass ich mich so fühle!“ Wenn wir jedoch beginnen, nach Schuld oder einem „Fehler“ zu suchen, entfernen wir uns von dem, was uns eigentlich wichtig ist: Eine Lösung zu finden und eine gute Gemeinschaft zu spüren. Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), sagt es so:

„Was andere tun, mag der Auslöser unserer Gefühle sein, aber niemals die Ursache.“

Vielleicht fragst du dich jetzt: "Wie bitte?" Im ersten Moment klingt das vielleicht ungewohnt. Aber lass uns gemeinsam einen Blick darauf werfen, was dahintersteckt.


1. Die eigene Haltung: Der entscheidende Ausgangspunkt

In der Gewaltfreien Kommunikation steht die eigene Einstellung (unsere Haltung) an erster Stelle. Denn selbst wenn du super kommunizieren kannst, GFK geht nur, wenn du es auch aufrichtig meinst. Also wenn es dir gelingt:

Das kann erstmal ungewohnt sein, vor allem wenn wir fest davon ausgehen: „Der andere hat doch mich verletzt.“ Deshalb lade ich dich ein, langsam in dieses Thema einzusteigen. Es geht hier nicht um Schuld, sondern darum, besser zu verstehen, was DU gerade brauchst und warum.


2. Auslöser und Ursache: Was ist der Unterschied?

Stell dir vor: Du hast einen stressigen Tag hinter dir. Im Job, unterwegs – alles ist einfach anstrengend. Abends wirft jemand einen beiläufigen Kommentar in den Raum: „Na, schön, dass du auch mal auftauchst.“

Und plötzlich merkst du, wie in dir alles hochkocht. Du bist wütend, verletzt oder enttäuscht.

War dieser Satz wirklich „die Ursache“ für deine Gefühle? Oder lag die eigentliche Grund vielleicht darin, dass du ohnehin schon erschöpft warst – und dir Anerkennung oder Verständnis gefehlt hat? War der Satz nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat?


3. Was steckt dahinter?

Unsere Gefühle entstehen nicht allein durch das, was andere sagen oder tun. Sie haben oft mit unserer „inneren Datenbank“ zu tun: Erfahrungen, Werten und Bedürfnissen, die wir sozusagen im 'Rucksack | Gepäck' haben.

Vielleicht hast du in deiner Kindheit oft gehört: „Stell dich nicht so an!“ Dann könnte es sein, dass dir heute Respekt oder Wertschätzung besonders wichtig sind. Wenn jemand dann einen Kommentar macht, der das nicht zeigt, kann es wie ein „Alarm“ in dir klingen.

Die Gewaltfreie Kommunikation lädt dich ein, in so einem Moment genau hinzuschauen: Was ist gerade in mir los? Was brauche ich in diesem Moment wirklich? Was würde mir jetzt gut tun?


4. Warum Schuldzuweisungen oft keine Lösung bieten

Wenn wir uns voll und ganz auf die Schuldfrage konzentrieren, verlieren wir leicht aus dem Blick, was wir uns eigentlich wünschen. Vielleicht kennst du das, wenn im Kopf immer wieder der Gedanke kreist: „Wer hat eigentlich jetzt recht? Wer liegt falsch?“ Dabei merkst du womöglich gar nicht, wie der eigentliche Kontakt zu dir selbst und zu deinem Gegenüber verschwindet.

So leitest du deine Gedanken in eine Richtung, in der du dir selbst näherkommst und damit auch eher zu einer gemeinsamen Lösung beitragen kannst. Das ist der erste Schritt zu mehr Klarheit – für dich und für den Kontakt zu deinem Gegenüber.


5. Eine kleine Übung zum Nachdenken

Das nächste Mal, wenn du merkst, dass dich etwas sehr ärgert, probiere folgendes aus:

  1. Nimm dir einen Moment Zeit, bevor du reagierst.
  2. Atme tief durch und frage dich: „Was hat diese Situation gerade in mir ausgelöst?“
  3. Überlege: „Was würde mir jetzt guttun?“

Vielleicht merkst du dabei, dass der Ärger nicht „von außen“ kommt, sondern aus deinem eigenen Erleben. Und genau da liegt auch die Chance: Denn wenn du erkennst, was dir wichtig ist, kannst du dein Handeln darauf ausrichten – anstatt einfach nur im Ärger stecken zu bleiben.


6. Lust auf mehr?

Vielleicht spürst du bereits eine kleine Neugier, tiefer in die Gewaltfreie Kommunikation einzusteigen. Denn wenn wir einmal verstanden haben, dass wir selbst (und nicht andere) der eigentliche Ursprung unserer Gefühle sind, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, Konflikte wertschätzend zu klären. Das ist ein kleiner Einblick in die Welt der Gewaltfreien Kommunikation. Wenn du dich fragst, wie du mit schwierigen Situationen noch klarer umgehen kannst, freue ich mich, dich in meinen kommenden Blogartikeln mitzunehmen. Gemeinsam schauen wir uns an, wie du:

Ich lade dich ein, mit mir weiter einzutauchen – Schritt für Schritt, ganz in deinem Tempo.


Schlussgedanke

Das Zitat von Marshall Rosenberg erinnert daran, wie viel Power es hat, die Verantwortung für unsere eigenen Gefühle zu übernehmen. So löst du dich aus der Schuldspirale und richtest deinen Blick stattdessen auf Gemeinschaft, Verständnis und eine echte Lösung, die für alle passt.

Ich freue mich, wenn du mit mir in den Austausch dazu gehen magst. Was sind Deine Gedanken dazu?  

Herzlichst,
Ulrike

Wie ich zur Mediation kam...

Konflikte - ein oft unterschätztes Potential

Konflikte sind ein fester Bestandteil unseres Alltags – ob im beruflichen Umfeld oder im privaten Bereich. Immer wieder bin auch ich Teil von Umgebungen, in denen Harmonie als das höchste Gut angesehen wird, selbst wenn dies bedeutet, dass Konflikte unter den Teppich gekehrt werden. Diese Haltung führt in Unternehmen oft zu hohen Kosten und einer hohen Fluktuation: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich nicht wertgeschätzt und verlassen schließlich das Unternehmen. Auch im privaten Bereich sind die Risse, die ungelöste Konflikte hinterlassen können, tief – Freundschaften zerbrechen, Nachbarn sprechen nicht mehr miteinander oder Familien spalten sich, weil es schwerfällt, den Kern des Problems zu erreichen und zu besprechen.

Die Magie des Konflikts

Meine Reise zur Mediation begann genau hier, aus der Erkenntnis heraus, dass es einen besseren Weg geben muss. Ich habe gesehen und am eigenen Leib erfahren, dass die Klärung von Konflikten nicht nur notwendig ist, sondern auch eine magische Qualität besitzen kann. Wenn wir es wagen, uns den Herausforderungen zu stellen und Konflikte zu überwinden, können diese Erfahrungen uns paradoxerweise näher zusammenbringen. Denn gemeinsam Krisenzeiten zu meistern, stärkt das gegenseitige Verständnis und das Vertrauen.

Trennung von Sachebene und Emotion

Ein entscheidender Wendepunkt auf meinem Weg war die Ausbildung zur Trainerin in Gewaltfreier Kommunikation (GFK). Hier lernte ich, wie hilfreich es ist, einen Raum zu schaffen, in dem Sachebene und Emotionsebene getrennt behandelt werden können. Dies ermöglicht es den Beteiligten, ihre wahren Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken, ohne dass die Situation eskaliert. Diese Methode hat mir nicht nur in meiner beruflichen Praxis als Mediatorin, sondern auch in meinem persönlichen Leben geholfen.

Potential durch Konfliktbearbeitung

Für mich war die Ausbildung zur Mediatorin daher der logische nächste Schritt. Durch sie habe ich gelernt, dass Konflikte nicht zwangsläufig unangenehm sein müssen. Vielmehr bergen sie das Potential zur Verbesserung und Vertiefung unserer Beziehungen – sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause. Mediation hat mir gezeigt, dass durch einen klar strukturierten Prozess die Bearbeitung von Konflikten ermöglicht und eine deutlich tiefere Harmonie erreicht werden kann, als durch die Vermeidung von Konflikten.